Allgemeines zu den Eppaner Schießprotokollen

Der Schießstand in St. Michael ist aller Wahrscheinlichkeit nach im Jahre 1670 errichtet worden. Diese Jahreszahl ist jedenfalls in den Stein über dem Eingangsportal eingemeißelt worden. Abgesehen davon scheint noch ein weiteres Indiz diese Annahme zu erhärten: Otto Stolz berichtet nämlich von dem allerdings erfolglos verlaufenen Versuch des nahegelegenen Kapuzinerklosters 1671, eine Schließung der neuerbauten Schießstätte wegen des „Lörms“ zu erreichen. Der Schießstand in St. Michael dürfte damit wohl als das älteste, noch in Gebrauch stehende Schießhaus Südtirols zu betrachten sein. 

Zurückverfolgen läßt sich der Schießsport in Eppan aber bereits bis ins 16. Jahrhundert, wie sich an der Teilnahme eines gewissen Sigmund Söll von Aichperg als Vertreter des Adels an dem großen Freischießen in Bozen am 22. Mai 1594 ersehen läßt. Über diese frühe Periode der Geschichte des Eppaner Schützenwesens ist ansonsten aber nichts bekannt. Die wichtigsten diesbezüglichen Quellen, die Schützenprotokolle, sind erst ab dem Jahre 1722 erhalten.

Diese Schützenprotokolle sind äußerst wertvolle und interessante Dokumente. Sie enthalten nicht nur eine genaue Auflistung der einzelnen Schießen mit allen Teilnehmern und Ergebnissen, sondern liefern auch viele nützliche Hinweise über die spezielle Gestaltung des Schützenlebens in Eppan. Leider sind sie nicht lückenlos überliefert. Im Schießstandarchiv stehen die Protokolle aus den Jahren 1722 bis 1734 und von 1744 bis 1764; bis zum Jahre 1869, also über den Zeitraum von gut hundert Jahren hinweg, fehlen die Protokolle allderdings, sind aber dann bis 1915 fast vollständig erhalten.